Jetzt zieht endlich der Frühling ein, draussen sprießen die Pflanzen, die Natur wird wieder farbenfroh. Auch im Internet sehe ich massig Bilder von sogenannten Frühblühern und lese Texte wie den obigen. Und jetzt wähle ich als Titelbild für meinen heutigen Blogeintrag eine verblühte Mohnkapsel. Warum?
Heute möchte ich über die Struktur unseres Körpers schreiben, ein sehr wichtiger Bestandteil meiner Körperarbeit.
Ist die Körperstruktur nicht unsere Haltung ?
Nein, aus meiner Betrachtungsweise nicht. Die Körperhaltung ist immer eine Momentaufnahme. Sie ist verwoben mit der Situation in der ich mich gerade befinde, mit dem wie ich mich in diesem Moment gerade fühle und was ich gerade denke und tue.
Ich kann meine Haltung verändern, sie den Alltagssituationen anpassen. Wir kennen das alle: Plötzlich fällt mir ein (vielleicht weil der Rücken gerade krampft) ich sollte doch gerade sitzen (…stehen … gehen…). Dann beginne ich mich aufzurichten, indem ich Muskeln anspanne und Kopf ,Brust und Becken in eine andere Position bewege. Dann mache ich weiter mit meiner Tätigkeit und zack, schon wieder krumm…Kommt auch Ihnen das bekannt vor?
Gucken wir uns mal die Körperstruktur an: Hauptakteur ist unser Bindegewebe und hier präziser benannt, die Faszien. Sie spiegeln die Form unseres Körpers wieder. Deswegen auch das Bild der Mohnkapsel. Die Pflanze ist verblüht, aber wir erkennen noch ihre Grundstruktur.
Alles in unserem Körper ist umhüllt von Bindegewebe, wirklich alles. Dafür sind unterschiedliche Konsistenzen notwenig. Die Umhüllung eines Knochens, der fest und stabil ist, braucht eine andere Elastizität als die Ummantelung eines weichen und beweglichen Muskels. Die Hülle eines sich füllenden und leerenden Organes, wie der Magen zum Beispiel, braucht eine expansivere Faszienhülle als die der Leber, die ihre Größe mehr oder weniger beibehält bei ihrer Stoffwechseltätigkeit.
Wenn wir uns die Faszien versuchen vorzustellen ist es wichtig zu verstehen, dass sie anpassungsfähig sind. Sie verändern ihre Konsistenz und somit ihre Zusammensetzung je nachdem, wie sie bewegt, also genutzt werden. Das passiert, natürlich nicht in Stunden oder Tagen, es braucht eine Weile; aber wir kenne es:
Wenn mein Alltag so gestaltet ist, dass ich die meiste Zeit sitze, dann wird der größte Teil des Körpers wenig bewegt. Wenn ich dann aufstehe, fühlen sich meine Gelenke steif und der ganze Körper schwer und unbeweglich an oder? Das aufsummiert auf ca. 5 Tage die Woche … führt irgendwann zu den bekannten Symptomen und Leiden.
Jetzt kommen wir zurück zur Haltung.
In dieser Situation wieder zu versuchen sich aufzurichten ist möglich aber nur kurzzeitig, weil sich die Struktur ihrer Gewohnheit angepasst hat.
Der Rumpf ist eingesunken, der Rücken gekrümmt, die Schultern vorne und die Hüften gebeugt.
Während meiner Arbeit höre ich jetzt oft: Aber ich mache doch Sport …. Das ist toll, aber leider sporteln Sie in Ihrer Struktur - in ihrer gewohnten Art sich zu halten und zu bewegen- das verändert nachhaltig kaum etwas an Ihrer Körperstruktur.
Hilfreich sind Veränderungen in den Alltags-Gewohnheiten, Schulung des Körperbewusstseins, und eine faszialorientierte Körpertherapie.
Und so wird auch ein entfalten und erblühen im Frühling wieder möglich ;-)
